Entwicklung des Seehundbestandes an der Niedersächsischen Nordseeküste
Seehundstaupe - PDV (Phocine Distemper Virus)

Die Seehundsbestände der Nordsee werden seit 1958 systematisch erfasst. Erst seit 1975 sind belastbare Populationszählungen durch Befliegungen existent. Durch Umwelteinflüsse und Störungen durch zunehmenden Tourismus waren die Bestände bedroht. 1975 zählte man nur noch ca. 4000 Tiere an der gesamten Wattenmeerküste.

Seit dem die Lebensbedingungen (z.B. Wasserqualität) in der Nordsee Mitte der 1970er Jahre sich verbessert, steigt die Zahl der Seehunde im niedersächsischen Wattenmeer stetig an.

Unterbrochen wird dieser Anstieg in den Jahren 1988 und 2002 von zwei großen Seehundsterben. 1988 sterben fast 60 % der Seehunde im Wattenmeerbereich, 2002 wird etwa die Hälfte der Tiere tot aufgefunden.
Viele Experten machten den Zustand des Seehund-Lebensraumes − des Wattenmeeres − für die verheerenden Folgen der Seuche verantwortlich. Das Immunsystem der Tiere sei geschwächt und die Infektionsanfälligkeit so erheblich höher gewesen. Ein Virus hätte ohne die Schadstoffbelastung kaum eine Chance gehabt, so viele Tiere dahinzuraffen.

Ursache ist ein Staupe-Virus, das wahrscheinlich durch wandernde arktische Robbenarten (Sattelrobben, Klappmützen) eingeschleppt wird und gegen das die heimischen Robbenarten keine Abwehrkräfte haben.
Das tückische an einer Staupe-Erkrankung ist, dass das Immunsystem geschwächt wird und die Seehunde dann an zahlreichen Folgeerkrankungen durch Sekundärinfektionen (z.B. Lungenentzündung) leiden und sterben.

Diese Epidemien sind KEIN Merkmal für zu viele Seehunde. Anzeichen für eine zu hohe Population bzw. Überschreitung der Tragfähigkeit des Lebensraums sind:

  • schlechter Ernährungszustand
  • vermehrt Totfunde
  • Bissverletzungen
  • erhöhte Belastung der Tiere durch Parasiten (z.B. Lungenwürmer, Herzwürmer)

Die Anzahl der Tiere ist seit einigen Jahren stabil hoch, bzw. nach wie vor mit steigender Tendenz und hat sein Maximum scheinbar noch nicht erreicht. Natürliche Faktoren regulieren und limitieren den Bestand, diese sind das Angebot an Nahrung und Liegeplätzen.