Heuler

Normalerweise brauchen Seehunde keine menschliche Hilfe. Es gibt jedoch Fälle, in denen ein fachkundiges Eingreifen erforderlich ist. Wurde ein Seehundwelpe kurz nach der Geburt – meist innerhalb der ersten 48 Stunden – von der Mutter getrennt und daher seit längerem nicht mehr gesäugt, heult es vor Hunger und Verlassenheit. Verschiedenste Ursachen können zu einer solchen Trennung führen:

Menschliche Störungen
Einflüsse durch menschliche Störungen spielen eine zunehmend größere Rolle bei der Trennung von Seehundwelpe und -mutter. Häufig erfolgen Störungen unbedacht, zum Beispiel durch Wattwanderer ohne Wattführer, Wassersportler, tief fliegende Flugzeuge oder auch einen Überschallknall, der die ruhende Seehundmutter veranlasst, ins Wasser zu flüchten. In der Regel kehrt sie zu ihrem Kind zurück. Manchmal ist eine Störung jedoch so massiv, dass das Junge ebenfalls ins Wasser flüchtet und dabei den Kontakt zur Mutter verliert.

Grundsätzlich wirken sich Störungen jeder Art negativ aus, da die Säugephase unterbrochen wird. Die Mutter legt sich dann von der Säuge-Seitenlage auf den Bauch, um die Gefahr zu taxieren und fluchtbereit zu sein, das Jungtier kann so nicht gesäugt werden. Muss das Junge selbst flüchten, verbraucht es zusätzliche Energie. Die Wachstums-Entwicklung des Jungtieres stockt, es wird anfälliger für Krankheiten und ist letztlich nicht mehr in der Lage, der Mutter zu folgen.

Das Anfassen der Jungtiere hat fatale Folgen, denn das Muttertier nimmt durch den menschlichen Geruch ihr Junges nicht mehr an.

Wettereinflüsse
Bei starken nordwestlichen Winden, Sturmfluten oder Sommergewittern kann es passieren, dass das Jungtier von der Mutter getrennt wird. Starke Strömungen, Wellengang und lauter Wind tragen dazu bei, dass die Mutter ihr Junges trotz ausgiebiger Suche nicht wieder findet.

Ein Seehundwelpe, der von seiner Mutter getrennt wurde, heult zunächst mitleiderregend. Oft finden Mutter und Jungtier so wieder zusammen. An Standorten wie den Hauptbadestränden und am Festlandsdeich besteht jedoch kaum Hoffnung, dass Jungtier und Mutter einander wiederfinden.

Entdecken Menschen ein angetriebenes Jungtier, ist es wichtig, dass sie besondere Verhaltensregeln befolgen. Nach längerer Beobachtung und intensiver Kontrolle wird das Junge − falls notwendig − von einem Wattenjagdaufseher in die Seehundstation gebracht.